Partnerstädte

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Städtepartnerschaften ein erfolgreiches Konzept zur Verständigung und zum friedlichen Miteinander zwischen Nationen, die noch eine Generation zuvor Krieg gegeneinander geführt haben. Gleichzeitig haben internationale kommunale Partnerschaften einen wichtigen Beitrag zum Aufbau der Europäischen Union geleistet.

Nördlingen hat Partnerstädte in aller Welt, mit denen besondere Beziehungen gepflegt werden. Mit gemeinsamen Aktivitäten werden Begegnungen der Bürgerinnen und Bürger Nördlingens und der Partnerstädte realisiert. Sie dienen dem Aufbau von Beziehungen zwischen den Nördlingern und den ausländischen Partnern und Freunden. So wird eine Annäherung verschiedener Kulturen und Lebensweisen und ein gegenseitiges Verständnis für das zunächst Unbekannte angestrebt. Die Stadt Nördlingen leistet seit vielen Jahren einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung und zum besseren Verständnis.

Partnerschaften werden unterhalten mit:

 

Riom in Frankreich (seit 1969/1970)

Riom in Frankreich
seit 1969/1970

Vorbereitet und begründet wurde die Partnerschaft vom damaligen Bürgermeister der Stadt Riom, Dr. Guy Thomas, und dem verstorbenen Alt-Oberbürgermeister Dr. Hermann Keßler der Stadt Nördlingen, die sich wegen der schlimmen Erfahrungen der Vergangenheit in der Pflicht fühlten, einen Beitrag zur Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zu leisten.

Auf beiden Seiten war die Suche nach einer geeigneten Partnerstadt vorausgegangen. Durch einen Zufall lernte der dritte Bürgermeister von Nördlingen, Oskar Schneider, 1965 im Skiurlaub einen einflussreichen Elsässer kennen, der sich als Vermittler anbot und beide Städte zusammenbrachte. Bereits im Juni 1966 folgte eine Delegation aus Nördlingen einer Einladung des zweiten Bürgermeisters von Riom, Léon Bernet Rollande, zu einem offiziellen Besuch. Im Herbst desselben Jahres war Bürgermeister Dr. Guy Thomas erstmals in Nördlingen zu Gast. Nach weiteren gegenseitigen Besuchen wurde die offizielle „Verbrüderungszeremonie“ bzw. „Jumelage“ für Pfingsten 1968 vorbereitet. Wegen der damaligen Maiunruhen in Frankreich musste diese aber um ein Jahr verschoben werden und fand schließlich am Pfingstsonntag, 25. Mai 1969 im Théatre de Verdure in Riom statt. Am Pfingstsonntag, 17. Mai 1970 wurde die Veranstaltung in Nördlingen wiederholt – unter Anwesenheit des Bundeskanzlers Willy Brandt.

Olmütz in Tschechien (seit 2008)

Seit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ im Jahre 1990 pflegt die Stadt Nördlingen freundschaftliche Verbindungen mit der tschechischen Stadt Olmütz (Olomouc). Initiator hierfür war der in Nördlingen ansässige Heimatverband Olmütz und Mittelmähren e.V. Der vielfache kulturelle, sportliche und soziale Austausch zwischen Olmütz und Nördlingen über mehrere Jahre war schließlich der Anlass für die Verantwortlichen in Olmütz und Nördlingen, die freundschaftlichen Verbindungen in eine offizielle Städtepartnerschaft überzuleiten. Im Rahmen eines Festaktes unterzeichneten am 15. November 2008 der damalige Primator Martin Novotny und Alt-Oberbürgermeister Hermann Faul das offizielle Partnerschaftsdokument. Mit dem Partnerschaftsvertrag wird der gemeinsame Wille beurkundet, im vereinigten Europa einen wirksamen Beitrag für die weitere Annäherung zwischen Tschechien und Deutschland zu leisten. Die Städtepartnerschaft zwischen Olmütz und Nördlingen soll den Europagedanken vertiefen und zur Verständigung der Völker in Frieden und Freiheit beitragen.

Stollberg in Sachsen (seit 1992)

Der Fall der Berliner Mauer und die wiedererlangte Deutsche Einheit legten den Grundstein für die Gründung der Städtepartnerschaft zwischen Stollberg und Nördlingen. Das Zustandekommen der Partnerschaft mit Stollberg ist einem Zufall zu verdanken. Den Stollbergern war im Jahr 1990 nicht bekannt, dass in den Rathäusern der Bundesrepublik freitags nur bis 13 Uhr gearbeitet wird. So war die erste telefonische Kontaktaufnahme an einem Freitagnachmittag von Hof aus mit den vom Bayerischen Städtetag als mögliche Partnerstädte vorgeschlagenen Städten Weilheim, Donauwörth und Aichach erfolglos. Nur im Nördlinger Rathaus wurde der noch arbeitende Alt-Oberbürgermeister Paul Kling telefonisch erreicht. Am 18. Juni 1990 stellten die Herren Göckert und Hojenski aus Stollberg vor dem Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates die Stadt Stollberg vor und teilten im Auftrag der Bürgerschaft Stollbergs mit, dass eine westdeutsche Partnerstadt gesucht werde; eine Stadt, die Interesse daran habe, beim Aufbau der Kommunalverwaltung zu helfen und Fachkräfte auszutauschen. Am 29. Juni 1990, zwei Tage vor Einführung der Wirtschafts- und Währungsunion, fuhr erstmals eine Nördlinger Delegation nach Stollberg. Die freundschaftlichen Beziehungen gipfelten im März 1992 im Abschluss einer offiziellen Städtepartnerschaft, damals unter Führung von Stollbergs Bürgermeister Siegfried Schmidt und Alt-Oberbürgermeister Paul Kling.

Markham in Kanada (seit 2001)

Am 7. Oktober 2001 wurde die Städtepartnerschaft zwischen der kanadischen Stadt Markham und der Stadt Nördlingen vom damaligen Bürgermeister Donald Cousens der Stadt Markham und Alt-Oberbürgermeister Paul Kling gegründet.  Sie geht auf die historische Verbindung Markhams mit dem Ries zurück. Im Jahr 1794 gründeten 64 Familien deutscher Siedler unter der Führung von William Moll-Berczy die Stadt Markham in der kanadischen Provinz Ontario. William Moll-Berzcy wurde 1744 als Johann Albrecht Ulrich Moll in Wallerstein geboren. Das Interesse an seiner Person ging von der Ontario Heritage Foundation aus und hatte bereits 1975 zur Errichtung eines Denkmals für Moll-Berczy in Wallerstein geführt. Auf den Spuren Moll-Berczys kam der historisch interessierte Deutsch-Däne Aksel Rinck, der 1951 nach Toronto emigriert war, 1982 zurück nach Deutschland und ließ sich in Wallerstein nieder. Am 19. März 1997 machte er Bürgermeister Cousens in einem persönlichen Gespräch auf die Möglichkeit aufmerksam, als einzige Stadt Nordamerikas eine Partnerschaft mit einer Stadt in der Herkunftsregion ihres Gründervaters einzugehen. Im Folgejahr besuchte Cousens Nördlingen zur 1100-Jahr-Feier und traf mit Oberbürgermeister Kling zusammen. Nach einem Gegenbesuch in Markham 1999 fassten die Stadtoberhäupter den Beschluss zur Partnerschaft.

Wagga Wagga in Australien (seit 1967)

Die älteste Städtepartnerschaft unterhält die Stadt Nördlingen mit der australischen Stadt Wagga Wagga seit 1967. Die Anregung ging von Australien aus. Anlässlich eines Deutschlandbesuches der Miss Wagga Wagga empfahl das Deutsche Konsulat in Sydney, eine Partnerschaft zwischen Wagga Wagga und einer deutschen Stadt zu begründen. Die Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände in Deutschland wurde eingeschaltet. Nördlingen wurde von dem in Wallerstein lebenden General a. D. Busse, einem Bekannten des damaligen Generalkonsuls in Sydney, Dr. Brüggemann, als mögliche Partnerstadt vorgeschlagen. Es kam zu ersten Kontakten und am 20. April 1967 beschloss der Stadtrat Nördlingen einstimmig, mit der Stadt Wagga Wagga in Neu-Süd-Wales (Australien) eine Partnerschaft einzugehen. Als Botschafterin aus Wagga Wagga kam im Juni 1967 die damalige Miss Wagga Wagga, Marion Hilton, nach Nördlingen. Während ihres fast dreiwöchigen Aufenthaltes besichtigte sie städtische Einrichtungen, Schulen, Betriebe und lernte die Sehenswürdigkeiten von Nördlingen und der Umgebung kennen. Am 30. Juni 1967 stellte sie sich in der Sitzung des Stadtrates vor, überbrachte dabei Grüße ihrer Heimatstadt und übergab ein Schreiben des Stadtrates von Wagga Wagga sowie als Gastgeschenk ein Wappen ihrer Heimatstadt. Einen ausgezeichneten Eindruck hinterließ auch der im Sitzungssaal vorgeführte Farbfilm über Wagga Wagga. Am 21. Dezember 1967 stimmte dann der Stadtrat von Wagga Wagga ebenfalls einstimmig der Partnerschaft zu. Initiatoren der Städtepartnerschaft waren Alt-Oberbürgermeister Dr. Hermann Keßler und der damalige stellvertretende Bürgermeister Oskar Schneider der Stadt Nördlingen sowie der ehemalige Bürgermeister Bob Harris und Stadtdirektor Bill Ellis der Stadt Wagga Wagga.